Katholische Kirche St. Josef, Horgen

Bauherrschaft:
Römisch-katholische Kirchgemeinde Horgen

ARGE:

Architekturbüro Šik AG, Toni Schnellmann

Projektteam Šik:

Jean-Jacques Auf der Maur, Miroslav Šik

Fotos:
Karin Gauch & Fabien Schwartz, Andreas Buschmann

Die einschiffige Basilika der Kirche St.Josef und der ausgerundete Chor wurden in den 30er Jahren vom Zürcher Architekten Anton Higi in einer elementaren und mural wirkenden Architektur entworfen. Das Umbauprojekt knüpft so eng wie möglich an diese Originalarchitektur an, rekonstruiert und wiederverwendet Ursprüngliches und ergänzt es mit neuen, der Gestalt und Stimmung der Kirche nachempfundenen Formen. Das Sonnenlicht als kompositorischer Kontrapunkt dringt durch die hohen Fenster ein, bricht sich in den farbigen Gläsern und bleibt überall an den neuen, hohen Glasleuchten, Sitzbänken und am Boden impressionistisch haften.

Indem die neue, dreifach gegliederte Stufung in gerader Linie von Wand zu Wand geführt wird, wirkt sie gefasst und erhaben. Um eine Stufe höher als das Hauptschiff liegt die erste Ebene, auf welcher die Taufgottesdienste gefeiert werden können. Wiederum vier Stufen erhöht ist die Hauptebene für Altar, Tabernakel, Ambo und die Sedienbank. Drei Stufen höher als die Hauptebene liegt der hintere Chor mit den Apostelkerzen und dem Kreuz.

Das Projekt geht vom Bild eines gestuften, archaischen Sakralraumes mit einzelnen steinigen Monolithen aus. Sie sind gemäss ihrer liturgischen Funktion und Wichtigkeit verteilt und erzeugen durch ihre Lage und Grösse eine spannende und wohl proportionierte Komposition. Das Zentrum der liturgischen Anordnung und die Grenze zwischen Chor und Kirchenschiff besetzt der Altar. Der Tabernakel und der Ambo stehen flankierend zum Altar, wobei der Ambo näher zu der Gemeinde und der Tabernakel tiefer im Chor zu liegen kommt. Die Sedien wachsen mit ihrem Sockel aus dem Steinboden, erhalten jedoch wie die Bänke für die Gemeinde eine Sitzfläche in Holz. An den Seitenwänden der Choröffnung werden zwei steinige Ablageflächen für Kerzen, Blumenschmuck und das Totengedenken situiert.

Als optischen Abschluss der archaischen Kirchenbasilika wurde ein Wand-Sgraffito mit einem fortlaufenden Text in Deutsch und Latein entworfen. Beim ausgewählten Textinhalt handelt es sich um den Evangeliumsabschnitt aus dem Matthäus-Evangelium, der am 19. März, dem Hochfest des heiligen Josefs, gelesen wird. Die axiale Mitte des Chores und der ganzen Kirche stellt ein Kreuzrelief dar, welches zugleich das Kreuzrelief der Aussenwand im Innern des Chores wiedergibt.

Unter der Empore entstehen zwei neue, beinahe quadratische Räume gleicher Grösse und Höhe. Sie dienen als Andachtskapelle mit Beichtzimmer bzw. Familienraum und sind im Innern funktionsspezifisch gestaltet und möbliert. Beide Räume werden durch ein rundes Fenster mit farbigem Glas belichtet. Durch Doppeltüren öffnen sich die Räume zum Kirchenschiff.

Die Rosette in der Rückwand wurde freigelegt, was das Licht und Raumverhältnisse wesentlich verbessert. Die Folge davon ist eine neue zweiteilige Orgel, welche das räumliche Konzept und die Atmosphäre bereichert. Durch diese Massnahme gewinnen die Empore und der ganze Kirchenraum deutlich an Attraktivität.